Felsen, Meer und unendliche Weiten – die Halbinsel der Gaspésie

Treffpunkt Place Dupuis, in Montréal. Quoc wartete dort auf mich. Früh morgens um 7 Uhr. Er hatte mich gefunden, der Rucksack war ja auch nicht zu übersehen. Eine andere Passagierin und ich stiegen hinein und richteten uns in Quoc’s Auto ein. Vor uns lagen 2, einhalb Stunden Fahrt. Zielort: Québec, die Hauptstadt der Provinc Québec. Quoc hatte ich über “allô stop” gefunden, einer Mitfahrgelegenheitzentrale in Québec. Wir plauderten, über Vietnam, Magali’s und meine Reise, unsere Eindrücke. Er war begeistert. Ich auch. Mein Rundtrip in der Gaspésie hatte gut begonnen und sollte, wie es sich später herausstellte, interessant weitergehen.

Raus aus der Stadt. Peter und derRest der Gruppe warteten schon auf mich. Es stand uns eine zweistündige Fahrtbevor, bevor wir zum Owl’s Head kamen, einem, an der US-amerikanischen Grenzegelegenen, Schigebiet mit Blick auf den Memphremagogsee. Am Fusse des Berges
erwarteten uns noch drei weitere Leute, darunter zwei Hongkongesen. DieWanderung dauerte rund 3 Stunden, ein kleiner Aufstieg, gekrönt von einematemberaubenden Ausblick. Nach dem Abstieg hatte Peter bereits das geplanteTagesprogramm umgeändert und anstatt Kristallgrotte stand jetzt  schwimmen im Naturteich auf dem Plan. Nachdemwir auf dem Gipfel eine Frau kennengelernt hatten, die uns stolz von ihrem
“Swimmingpool” erzählte, lud Peter uns kurzum bei ihr ein. Schnell sass dieganze Gruppe bei ihr zuhause auf dem Balkon, schlürfte kalte Limonade und liessihre schweissigen Füsse ins kalte Wasser baumeln. Die Wanderung wurde mit einemgemeinsamen Abendessen und lauter zufriedenen Gesichtern abgeschlossen.

Die Erkundung der “europäischsten Stadt” Nordamerikas, ergab sich als die Neuentdeckung der Stadt Luxemburg, in nordamerikanischer Version. Genau wie Luxemburg – Stadt liegt das im Jahr 1603 von Samuel de Champlain  gegründete ”Gibraltar Nordamerikas” auf zwei Ebenen. Die Altstadt, auf einem Felssockel, auf den Sankt-Lorenz-Strom ausblickend und besitzt als einzige Stadt Nordamerikas einen Altstadtkern und intakte Festungsanlagen. Die etwas modernere Unterstadt am Fusse der Festung zieht sich entlang des Lorenz-Stroms. Allerdings erkennt man die typisch europäischen Merkamale nur nach

 Etwa 15 km von Québec entfernt,liegt die kleine Insel “île d’Orléans”. Gelegen im Sankt Lorenz Strom, ist sieein beliebter Ausflugsort der Städter. Vorbei an den Montmorency Wasserfällenführte mein Weg über eine Hängebrücke auf die Insel. Einen ganzen Tag verbrachteich auf der dort genoss das sonnige Wetter, die Freundlichkeit der Menschen, sowie
die atemberaubenenden Ausblicke auf den Fluss und die gemütlich angelegtenWohnhäuser der Inselbewohner.

Beobachtungsstation für dieflussaufwärtsschwimmenden Lachse bietet das Dörfchen Matane, etwa 350 km vonQuébec, einen weiteren Grund für einen Zwischenstop. Im kleinen Gasthaus amMeer, wurde ich herzlich empfangen, ausgefragt über mein Land. Immer wiedermusste ich nachfragen was sie denn sagten und fragten, ja das Québecois. Hier
war es viel stärker ausgeprägt als in den Grossstädten und es sollte nicht
besser werden.

Der Bus setzte mich irgendwo aufder Strasse ab und der Busfahrer wies in eine Richtung, nicht unweit vom Meer.Von Häusern keine Spur, nur eine Strasse, Felsen, Wald und Meer. Irgendwo  hier sollte meinenächste Bleibe sein. Mitschwergepacktem Rucksack machte ich mich auf dem Weg. Nach kurzer Zeit tauchtenunten am Meer kleine Holzhütten auf, drei Jurten, ein Tippi und ein Feuerplatz.Hier sollte ich bleiben, ein bisschen “chillen” und die Gegend erkunden.Mélinda, Elodie, Eric und Marco tauchten später auch dort auf, allerdings imPrivatauto, natürlich nicht so spannend, aber umso angenehmer. Eine Gruppe von Franzosen,
die seit 6 Monaten in Québec studierten erkundeten gerade die Region und warenso nett und packten mich in ihr Auto ein. Ziel: “Parc National de la Gaspésie”.Der im Jahr  1981 gegründete Park liegt südlich
der Stadt Sainte-Anne-des-Monts und hat eine Fläche von 802 km2. Er beherbergtden höchsten Berg Québecs, den Mont Jacques-Cartier. Dazu findet man im Parkdie einzige kanadische Waldkaribu-Herde südlich des Sankt-Lorenz-Stromes.Während unseres Besuches liefen uns einige Exemplare über den Weg. Schnellzuckten wir die Fotoapparate und standen wie eine Horde Paparazzis vor riesigenKaribugeweihen.

Zum Cap Gaspé, der Spitze derGaspésie, da wo das Land auf das Meer trifft, dort wollte ich hin. Und mit mirmeine kleine Franzosengruppe, die sich mit vollbeladenem Auto nach einerdurchzechten Nacht auf den Weg machten. Der Weg führte entlang der Küste, durchkleine Fischerdörfer. Hier und da mal ein Stop weil eine der zwei Mädchen immer wieder ihren Magen entleeren musste. Nach drei Stunden Fahrt erreichten wir den
“Parc National du Forillon”. Der seit 1970 bestehende Nationalpark ist einerder ältesten von Québec und hat eine Fläche von rund 240 km2.
Gelegen am östlichen Rand der Halbinsel der Gaspésie, beherbergt der Parktypische Wälder, sowie Marschland, Dünen und mitunter stark erodierte Felsen.

Dort wollte ich bleiben und dieGegend um Gaspé erkunden. Hier soll es Schwarzbären geben. Schnell erklärte manmir bei meiner Ankunft im Hostel worauf ich aufpassen soll falls ich auf einenBären treffen sollte und schon machte ich mich mit meiner Gruppe auf den Weg.Keine Bären, sondern Wale entdeckten wir an der Küste des Cap Gaspé. Hier wosich der Atlantik und der Sankt-Lorenz Strom aufeinanader treffen und derLabrador Strom seinen Weg nach Süden sucht, gibt es besonders viel Plankton.Einen Grund warum man hier anfang Frühling sehr viele Wale findet die aufNahrungssuche sind. Wir schlenderten entlang an der Küste, beobachteten wiesich die Sonne langsam aber sicher dem Horizont näherte.  Der Weg führte zu einem Leuchtturm am Ende
des Felses. Der Ausblick; atemberaubend. Tiefblau. Hellgrün. Orange. DasFarbenspiel bezaubernd und um mich nur der Wind, der hier umso stärker blies. Ich hockte mich auf einen Felsvorsprung und genoss diesen magischen Moment. Ichwar glücklich. Überglücklich hier zu sein und diese Ausblick in mich aufsaugenzu können.

Wie es sich herausstellte, wurdedie Zeit hier an der Spitze der Gaspésie die beste Zeit überhaupt auf derganzen Reise durch Québec. In meinem Hostel wurde ich sehr herzlichaufgenommen, lernte sehr liebe und interessante Menschen kennen und zögerte meinen Aufenthalt immer wieder heraus. Zusammen mit Mathilde, einer jungen Sozialarbeiterin aus der Normandie, entdeckte ich noch mehr Ecken des Nationalparks, zusammen mit ihr schlenderte ich durch Gaspé und verlor mich in
philosophische Gespräche die einen ganzen Nachmittag dauern konnten. Dann gabes noch François, ein  62 jähriger
pensionnierter Lehrer, dessen warmherzige Ausstrahlung und québequer Aussprache mich durcheinander brachten. Neben den so offenherzigen Menschen, genoss ich die sehr lange andauernden Tage sowie jede Minute in der frischen Luft.

Während meiner Busfahrt zumnächsten Ort lernte ich eine Kolumbianerin kennen, die mir auf unserer Fahrt eine Reihe von nützlichen Tips für meinen Aufenthalt in Bogotà gab. Die Zeit verging wie im Flug. Sie kam aus Paris und war auf einer Rundreise durch Québec. Kurz nachdem auch sie den Bus verlassen hatte, spuckte mich der Bus in Percé aus.
Schnell suchte ich mein Nachtquartier auf und kurzum tauchten auch hier wiederBekannte auf. Zwei Schweizer die ich bereits in Gaspé kennengelernt hatte. Zusammen mit Sophie und Olivier entdeckte ich die Höhepunkte dieses Ortes. Der “Rocher Percé” sowie die Insel “Bonaventure” ziehen hier jährlich sogut Québecer als auch Ausländer an. Pädagogisch aufbereitete Ausstellungen sowie zahlreiche Wanderungen ermöglichen dem Besucher mehr über die Vergangenheit der Gegend zu erfahren.  Die Insel Bonaventure war ursprünglich eine der der frühjahreszeitlichen Fischergebiete Neufrankreichs. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Insel anschliessend zum Vogelschutzgebiet für Zugvögel ernannt. Als eines der größten und am besten
zugänglichen Vogelrückzugsgebiete der Welt mit über 280.000 Vögeln ist die Île Bonaventure mit ihren von Mai bis Oktober angebotenen Boots- und Inselausflügen ein beliebtes Touristenziel in Québec.

Nach einem kurzen Halt in Rimouski, näherte ich mich langsam aber sicher wieder Montréal. An diesem Wochende des 24. Juni, dem Nationalfeiertag von Québec, war alles etwas anders. Häuser und Autos waren übermässig viel mit Nationalflaggen geschmückt, die Menschen lagen sich in den Armen, sangen Lieder und profitierten von einem zusätzlichen freien Tag. Mir blieben nach meiner Ankunft in Montréal noch zwei Tage. Gerne durchstreifte ich noch einmal den Plateau Mont Royal, auf der Suche nach einigen Geschenken, genoss noch einmal das angenehme Flair dieser weltoffenen Stadt und wusste, dass ich sicher noch einmal nach Québec zurückkehren würde. Ich hatte die kleinste Provinz Kanadas in mein Herz geschlossen.

Bilder zu den vielen Wörtern findet ihr in der untenstehenden Gallery. Einfach drauf klicken. Viel Spass beim Staunen.

 

 

 

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