Eindrücke eines fremden Landes

Ausser dass die Mongolei von zwei grossen Mächten – Russland und China – eingekesselt ist wussten wir wenig über dieses Land. Das eine oder andere Bild von wilden Pferden, Grassteppen, Jurten und Nomadenleben hatten wir vor Augen. Über die Menschen und das Leben wollten wir mehr wissen. Deshalb entschieden wir uns einen kurzen Moment hier Inne zu halten.

Die Mongolei ist ein kontrastreiches Land. Eine aufstrebende Stadt umkreist von Steppe und Wüstenlandschaften. Der Wandel in Ulanbator, der Ort an dem wir gelebt haben, ist spürbar. Doch zieht er sich nur langsam vorwärts. Es scheint nicht ganz klar ob der gesellschaftliche Wandel die Menschen nach sich zieht, oder ob die Menschen den gesellschaftlichen Wandel vorantreiben. Jenen Mongolen, denen wir auf den Strassen begegnet sind, zeichnen sich die Kontraste zwischen reich und arm deutlich ab! Menschenleere Luxuskaufhäuser über vier Etagen zeigen, dass es eine empfindlich kleine Minderheit gibt, die vom Wandel profitieren. Dagegen ärmliche Gestalten auf den Strassenecken, hier und da Obdachlose, die ärmlich versuchen in der Kälte direkt auf dem Gehweg ein Feuer herzurichten.

Tatsächlich ist der Aufschwung der Mongolei so fragil wie eine langsam aufsteigende Seifenblase. Kurz nach dem Zusammenbruch des ehemaligen Ostblocks kehrten Russland und China der Mongolei den Rücken. Was folgte: ein fast leeres Land das in die Krise stürtzte. Armut drängte die Menschen in die Stadt. Vergegblich suchte man hier nach Arbeit und ganz eigene Phänomen der Armut entstanden. Vor allem Kinderarmut. Denn die Zahl der Strassenkinder stieg dramatisch an. Wenn heute dieses Problem mehr oder weniger gebannt ist, so gibt es noch immer obdachlose Menschen; von klein bis gross.

Heute zeigt sich die Stadt weltoffen und überfüllt. Jeden Tag “traffic jam”, die Strassen platzen aus allen Nähten. Dies ist kaum verwunderlich, denn es führen nur zwei Hautpstrassen durch diese Stadt. Täglich bewegten wir uns in diesem scheinbar organisierten Chaos. Strassenampeln gibt es zwar, doch ist uns heute noch die Funktion dieser fraglich. Oft regeln Polizisten oder andere “Befugte” den Verkehr, und mehr als einmal wurden wir bei Rot mit heftigem Armwinken aufgefordert die Strasse zu überqueren. Die Autos mussten trotz Grün stehen bleiben.

Die Stadt scheint zu sprudeln. Ausländische Bars und Restaurants reihen sich aneinander. Koreanische und japanische, amerikanische, indische oder irische Genusswelten inmitten der Hochbauten. In Alex’s French Bakery, der mittlerweile schon seit sechs Jahren seinen kleinen Laden hier betreibt, gibts guten Kaffee und andere leckere Sachen. Doch dies soll nicht über das harte Leben hinwegtäsuchen. Alex verrät uns nämlich, dass es viel Arbeit kostet und das Wetter sehr unbarmherzig ist. Zurück nach Frankreich will er nicht.

Nach einem Monat und einem Thermometer das bis auf -30° gerutscht ist, wussten wir dass die Mongolei mehr ist, als die grünen Steppen die für nur rund vier Monate blühen und strahlen. Vor allem die kurzen Aufenthalten ausserhalb von Ulanbator liessen uns erkennen wie hart und anstrengend das Leben hier, wie kontrastreich die Bevölkerung und das Land, wie zerbrechlich der Aufschwung ist. Viel Respekt gebührt vor allem den Menschen, die unter härtesten Lebensbedingungen leben und wohnen. Denn das Nomadenleben an dem wir teilnehmen konnten, sind nur wenige Menschen in der Lage zu leben. Symbiotisch ist das Leben zwischen Menschen, Tier und Natur. Überwältigend das Gefühl am frühen Morgen bei Mondlicht mit einem Ochsenkarren im noch unberührten Schnee die Grassteppe zu überqueren. Einmalig die Eindrücke, eiskalt die Füsse, verwirrt die Gedanken und gross die Hoffnung, dass die mongolische Bevölkerung zukünftig vom Aufschwung profitiert.

Kulinarisch wird die Mongolei wohl kaum überzeugen können und es scheint nur wenig Attraktives, vor allem bei spiegelglatten Strassen und einer hohen Luftverschmutzung. Und doch birgt diese Stadt wie wir sie erleben und die Menschen die wir kennenlernen durften ein eigenes Geheimnis.