Grösser und anspruchsvoller. Nach der Zeit in Sherbrooke einer 150 000 Einwohner Stadt im Osten Montréals, war es jetzt Zeit die “Tür Québecs” zu erkunden. Offen, international, modern und kulturell hochwertig könnte man Montréal in einigen Wörtern beschreiben. Dort zu leben, muss ein Genuss sein, von ihrem Flair profitieren zu können eine riesige Chance.
In Montréal, genau wie in Sherbrooke, fühlte ich mich einfach nur wohl. Ich fühlte mich willkommen in dieser grossen Agglomeration von rund 4 Millionen Einwohnern. Unterschiedliche Viertel bieten den Einwohnern so gut wie alles. Natur auf dem Mont Royal, Kultur und Unterhaltung im “Quartier des spectacles”, Geschichte und Architektur im alten Viertel am Hafen. Bummeln auf dem Plateau Mont Royal, shoppen in Downtown oder Wohnhäuser bestaunen in Westmount und Outremont. All dies mutete ich mir in den Tagen in der Stadt zu und musste feststellen, dass das Durchlaufen der Stadt recht anstrengend war, denn die Stadt liegt an den Ausläufern der Appalachen und besitzt so manche steile Hänge. Die eigentliche Hektik einer Grossstadt findet man hier jedoch nicht. Wohl, fahren die Einwohner Québecs grosse Jeeps und geben gerne damit an wenn sie durch die breiten, langen Strassen brausen, jedoch kommt man in Montréal schnell und ohne weiteren Stress weiter. Ob Bus oder U-Bahn, alles ist gut durchdacht und zeitlich schnell zu erreichen. Hinzu kommt, dass man sich auch immer wieder auf die Hilfe der Einwohner verlassen kann. So ist es nicht ungewohnt, dass jemand extra einen Umweg von 15 Minuten macht um dir die Strasse zu zeigen, die du suchst.
Zumal mir die Sprache anfangs Schwierigkeiten machte; weiss ich jetzt, dass ein “manche-longue” ein einfacher Pullover ist. So frühstücken sie morgens beim “déjeuner”, essen zu Mittag beim “dîner” und abends gibt’s “souper”. Warum auch nur wie die Franzosen sein, die wohl ihre Vorbilder sind, aber von denen sie sich nicht nur sprachlich unterscheiden wollen sondern auch kulturell. Denn bezüglich der Kultur nähern sie sich gern den Nordamerikanern an, essen so manches in grossen Mengen, bewegen sich gerne in ihrem Auto fort und loben allzu gerne ihr Nationalgericht das “Poutine”, ein Gericht, das aus Pommes, Schmelzkäse und einer Barbeacusauce besteht. Von französischer Küche, keine Spur.
Die architektonische Zusammensetzung der Stadt erfreute mich und gerne erinnere ich mich an die zusammengewürfelte Baustile in den verschiedenen Strassen. So wechselten sich bei meinem Besuch histoirsche und moderne Baustile ab und die Präsenz von französischen, britischen und amerikanischne Architekturtraditionen überraschten mich immer wieder. Zudem ist die Architektur der ganzen Stadt von zahlreichen ethnischen Minderheiten geprägt. Neben Chinatown, findet man in Wohnviertel des Outremont zahlreiche Synagogen und unweit von Down Town schlendert man durch die “Petite Italie”. Hochhäuser, Banken, Shoppingmalls, das ist Downtown. Gelgen am Fuss des Mont Royal, beherbergt dieser Stadtteil alles was das Herz des Konsumenten und des Geschäftsmannes begehrt. Etwas südlicher von Downtown, schlenderte ich dann über gepflasterte Strassen. Vorbei an zwei bis dreistöckigen Reihenhäusern aus grauem Kalkstein, deren Treppen an der Vorderfassade angebracht sind. Durchsetzt von einigen Sakralbauten ermöglicht “Vieux Montréal” den Zugang zum Hafen und seinen Pieranlagen. Der Mont Royal, seinerseits ist der Hausberg der Stadt und gleichzeitig der Sitz der bewaldeten Parkanlage von 190 Hektar. Vom Planer des New Yorker Central Park entworfen, verbringen hier die meisten Montréaler ihre Freizeit in der freien Natur.
Die Zeit in Montréal verging schnell und die Erkundung nahm fast ganze Tage in Anspruch. Und doch versuchte ich mich so gut es ging auf seine Einwohner einzulassen. Denn das Leben hier ist schnelllebig, gekennzeichnet durch sehr viel unterschiedlichen Menschen die hier studieren oder/und arbeiten. Mit seinen 11 Universitäten ist die Agglomeration von Montréal die grösste Univeritätsstadt Nordamerikas und beherbegt rund 170 000 Studenten, wo eine Vielzahl von denen in den letzten 3 Monaten allzuoft auf der Strasse standen und demonstrierten. Denn die Regierung hat eine Erhöhung der Studeingebühren von fast 70% angekündigt. Ganze Semester fielen aus. Studenten wurden festgenommen, Demonstrationsverbote erlassen. Wer kann es sich da noch leisten zu studieren, heisst die Frage der Studenten. Dabei müssen heute schon 95% der Studenten in Québec arbeiten, und dabei ist Québec noch das billigste aller kanadischen Provinzen. Mittlerweile spricht man von einer “sozialen Krise”. Nicht nur das Bildungswesen wird angefochten, sondern auch andere “soziale” Errungenschaften werden in Frage gestellt. “Freie Ausbildung” das ist die Forderung der Studenten und inspirieren sich dort an ihren französischen Artgenossen. Die Regierung hingegegen möchte mit dieser Änderung einerseits der Inflation entgegensteurern und andererseits die Willenskraft seiner Studenten auf die Probe stellen. Die Situation ist im Moment aussischtlos, die Zeitungen voll von neuen Demonstrationsankündigungen. Bleibt abzuwarten wie die französischsprachige Bevölkrung Kanadas dieses Problem lösen wird.
Aber wie kam es zu dieser Stadt. Als der französische Seefahrer Jacques Cartier im Jahr 1535 als erster Europäer die Gegend erforschte lebte in der heutigen Gegend Montréals ein Indianervolk. Rund 100 Jahre später wurde dort eine katholische Missionsstation gegründet. Daraus entwickelte sich die Siedlung Montréal die im 18. Jahrhundert unter britische Herrschaft kam und später von den Franzosen zurück erobert wurde.
Die “Tür Québecs” war geöffnet, jetzt hiess es nur noch huïndurch zu schreiten und den Rest der Region zu erkunden.
Einen kleinen Überblick der Fotos von Montréal gibt es in der Gallery.