Dien Bien Phu – ein Grenzgebiet

Ein wolkenverhangener Tag in Dien Bien Phu. Aus der Luft sehen wir wie sich das Wolkenspiel in den unter uns auftauchenden Reisfeldern spiegelt. Durchgeruettelt und die Augen voller wunderschöner Berglandschaften landen wir in Dien Bien Phu. Ein Ort mit rund 70 000 Menschen, 20 km entfernt von der Grenze zu Laos.  Historisch gesehen ist dieser Ort im Nordwesten Vietnams von grosser Bedeutung, denn hier mussten sich die Franzosen im Jahr 1954 in der Schlacht von Dien Bien Phu gegen die Vietnamesen ergeben und so ihre Kolonie in Indochina aufgeben.  Dies bezeugt auch eine 30 Meter Zinkstatue auf einem kleinen Huegel im Zentrum des Staedtchen.

Mission in Dien Bien Phu: Besuch eines Mikrofinanzprojektes. Als wir ins Gebäude eintreten werden wir von Herrn Pham Ahn Duong  empfangen. Ganz aufgeregt begrüssen uns auch die anderen Mitarbeieter. Kamera aufstellen, Mikrofon einschalten, die richtigen Einstellungen nicht vergessen und schon wurde uns einen Vortrag über die Organisation gehalten. Das ganze begleitet von einer perfekt dargestellten Powerpoint Präsentation. Wir sind total begeistert. Diese kleine Organisation, unter der Schirmherrschaft von “Entrepreneurs du Monde” hat sich zum Ziel gesetzt den Minoritaeten der Bergregionen  kleine Geldsummen zur Verfuegung zu stellen und ihnen zu erlauben ihren Weg in die  Selbstständigkeit zu finden.  Der theoretische Einblick einmal erledigt sollen wir an diesem Tag auch einen praxisnahen Eindruck der Aktivitäten bekommen. Ziel: das Dorf Co Man in der nahenliegenden Bergregion, erreichbar mit dem Motorrad. Da wir bis jetzt nur die haarstraeubenden Fahrbedingungen Hanois kennengelernt haben, trauten wir uns nur sehr vorsichtig auf die Mopeds.

Frische Luft weht uns ins Gesicht, es geht über Bruecken vorbei an Flüssen und Reisfeldern und durch abgelegene Dörfer. Das ganze begeleitet von den neugierigen Blicken der Dorfbewohner. Einmal angekommen werden wir von freilaufenden Schweinen, Hunden und Huehnern empfangen.

An der Tür der Holzhütte steht bereits die Verantwortliche des kleinen Dorfes. Sie hat schon auf uns gewartet und ist ganz gespannt uns zwei Familien vorzustellen, die vom Mikrofinanzierungsprojekt profitieren. Lo Thi Hoan ist eine junge Frau mit hochgesteckter Frisur, geschmückt mit einer Silbermuenze aus der Kolonialzeit der Franzosen. Ein Zeichen dafür, dass sie verheiratet ist, ein Geschenk der Grossmutter. Die langen schwarzen Röcke der Frauen sind ein Zeichen der Zugehörigkeit zur Thai Minorität.

Begleitet von Kindern einem unbekannten Dorfbewohner, Ferkeln und Hühnern betreten wir einen andernen Teil des Dorfes. Gleich im Eingang, Überreste aussländischer Besatzungsmächte: eine ehemalige Bombe der Amerikaner dient als Glocke. Scheu werden wir von der Hausbewohnerin auf ihr Grundstück gebeten. Die ersten Begrüssungen sind noch sehr zaghaft. Nach und nach lockert sich die Stimmung und uns werden ganz stolz die Tiere unter dem Wohnhaus präsentiert.

Die Familien dieser Region leben überwiegen von Viehzucht und Landwirtschaft. Dies offenbart uns eine Dorfbewohnerin und zeigt uns ganz stolz ihre ganzes Hab und Gut. Zwei Säue mit ihren kleinen Ferkeln und Hühner. Aufgestellt auf Holzpfeiler, erreicht man die Holzhütten der Familien nur über Treppen. Unter dem Wohnbereich werden Tiere, Holz und Reis gelagert. Bestehend aus Holzwänden, in die kleinen Fenster geschnitten wurden, einer kleinen Terrasse, dem Platz zum Kochen und  Wäscheaufhängen, sind die Hütten sehr funktional und einfach gebaut. Die recht hohen Temperaturen erlauben den Menschen hier den grössten Teil der Aktivitäten draussen zu erledigen, sodass der Innenbereich nur zum Schlafen und Essen benutzt wird.

Anschliessend werden wir von Lo Thi Hoan zum Essen eingeladanen. Wir lassen uns auf einer Strohmatte nieder und nach und nach kommen Klebreis, chinesischer Spinat und gegrilltes Rindfleisch zum Vorschein. Der Ehemann hat sich mächtig ins Zeug gelegt. Mit anfänglichem Zögern stecken wir uns die unbekannten Köstlichkeiten in den Mund und sind sofort vom vorzüglichen Geschmack begeister.

Mit vollem Magen machen wir uns auf den Rückweg. Nochmal die schönen Landschaften geniessen bevor wieder in die städtische Umgebung zurückkehren. Um den Besuch abzuschliessen sollen wir an dem gleichen Abend ein traditionelles Restaurant in der Stadt besuchen. Gesagt, getan. Am Abend treffen wir unsere Übersetzerin, Huyen und die aus Paris stammende Elodie. Hier erfahren wir, dass Elodie ihre Doktorarbeit in Anthropologie schreibt und seit einem Jahr in Dien Bien ist um dort über die Thai-Minoritäten zu recherchieren.Eine angenehme Person, die uns interessante Hintergrundinfos zu den Thais und dem Leben in Dien Bien gibt. Sie geniesst das Leben hier in vollen Zügen und gibt sich ihrer Arbeit hin. Jedoch hat sie ein Problem: ihr Arbeitsvertrag ist abgelaufen. Und ohne diesen darf sie eigentlich nicht mehr im Feld agieren. Also darf sie die Familien mit denen sie seit einem Jahr intensiv gearbeitet nicht mehr besuchen. Würde sie sich dem Verbot wiedersetzen würde ihr Spionage vorgeworfen. Sie würde entweder im Gefängis landen oder bestenfalls müsste sie das Land verlassen. Harte Realitäten.

Dien Bien Phu ist ein höchst sensbiles Gebiet. Da es direkt an Laos Grenze liegt, sind Drogen- Tier- und Menschenschmuggel an der Tagesordnung. Zudem ist dieser Region Sammelpunkt vieler Minoritäten und die Autoritäten fürchten Aufstände. Auch wir sind von dieser Kontrolle betroffen, erfahren wir an jenem Abend. Unser Besuch war offiziell bei den Ordnungshüter angekündigt.

Es war ein einzigartiger und intensiver Besuch. Als wir am dritten Tag in die Maschine nach Hanoi steigen und der Regen auf die Erde niederprasselt versinken wir in Gedanken. Über diese Menschen, das Leben, die Herausforderungen denen sie sich jeden Tag stellen müssen.

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Maggy Menné, Präsidentin von Aide au Vietnam die uns diese Einblicke und den Besuch bei den Thai-Minoritäten in Dien Bien Phu ermöglicht hat. Merci. Auch der ganzen Gruppe vor Ort vielen Dank fuer den netten Empfang und die interessanten Gespraeche.

(Zum Aendern einfach auf das Foto klicken)

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