Saigon und das Mekongdelta

Warm und feucht begrüsste uns das Wetter in Saigon. Hinter uns lag eine spontane Übernachtung im Zug. Die Strecke die wir von Hué nach Saigon zurücklegten, zieht sich über mehrer tausend Kilometer und nur schleichend kamen wir voran. Erschöpft und schweissgebadet erreichten wir schliesslich Ho-Chi-Minh Stadt. Die Stadt in der Nähe des Mekong Deltas war unsere letzte Etappe im Land der Könige des Südens (Vietnam).

Das ehemalige Saigon war schön geschmückt, als wir am dem gleichen Nachmittag unseren ersten Rundgang unternahmen. In den Bäumen hingen gelbe und violette Laternen, farbige Bänder und im Park nahm der Blumenmarkt auch nur jeden freien Platz ein. Wir schlenderten hindurch. Von allen Seiten kamen uns Vietnamesen entgegen, darauf bedacht sich den besten und schönsten Pfirsischbaum auszuwählen. Diese sind hier im Januar in der Blüte und im ganzen Park schimmerten gelbliche Blümmchen auf den schulterhohen Bäumen. Jede Region trägt ihre Tradition. Während im Norden während dem Neujahrsfest rosafarbenen Kirchblüten- oder Kumkuazbäume die Häuser schmücken, sind es im Süden Pfirsischbäume. Diese Bäume sind ein “Must”. Und schmücken hier die Häuser wie bei uns zur Weihnachtszeit der Weihnachtsbaum. Die Preise variieren, je nach Grösse, Gewicht, Blüte und und und. Ein undurchsichtiger “Neujahrskodex”. Lautstarke Preisverhandlungen dringen von überall in unsere Ohren, während wir durch dieses Durcheinander schlendern. Nach einem Handschlag wird der Preis festgelegt und das Bäumchen auf des Moped verfrachtet und schnell nach Hause gebracht.

Das chinesische Neujahr stand vor der Tür, in Vietnam trägt es den Namen “Têt”. Es ist der wichtigste Feiertag des Landes, respektiv ganz Ost-und Südostasiens. Am 23. Januar feierten alle Länder, welche dem chinesischen Mondkalender folgen den Wechsel in ein neues Jahr; das neue Jahr steht im Zeichen des Drachens. Den Statistiken zufolge, wird in diesem Jahr die Geburtenrate in diesen Ländern aussergewöhnlich hoch sein, denn die Geburt eines Kindes in diesem Jahr verspricht nur Gutes. Der Drache steht als Symbol für das chinesische Kaiserhause. Der Kaiser, auf dem “Drachentthron” sollte durch sein vorbildhaftes Leben, den Rest der Bevölkerung nach dem konfuzianischem Idealbild positiv beeinflussen. So konnten wir der Tageszeitung vom 31. Januar entnehmen, dass es in den letzten 7 Tagen bereits rund 1000 Neugeborene in den Krankenhäusern Saigons gab.

In diesem Jahr feierten wir also zweimal Neujahr. Das eine war uns bekannt, man heisst das neue Jahr mit Feuerwerk und Sekt willkommen, das andere war halt anders. In der Nacht zum Neujahr war es in Saigon auf den Strassen recht friedlich. Man hatte der Bevölkerung verboten mit Feuerwerkskörpern zu schiessen, wegen den unzähligen Unfällen in den vorigen Jahren. Allerdings zeigte sich die Begeisterung in den 5 darauffolgenden Tagen. Jeden Abend trafen sich unzählige Massen von Leuten im Zentrum der Stadt um dort gemeinsam zu feiern. Herausgeputzt mit neuen Schuhen, weissen Hemden, schönen Roben und Schals besetzten die Vietnamesen die Strassen Saigons in Scharen. In Eiltempo platzierten sich die schicken Vietnamesen neben dem riesiegen Drachen, der in der Blumenstrasse  Saigons aufgestellt wurden.

Während in der einen Ecke der Strasse fröhlich abgelichtet und geblitzt wurde, suchten auf der anderen Seite die Autos und Motorräder in unaufhörlichem Hupen ihren Weg aus der Stadt raus. Zweimal hatten wir es gewagt uns in diese Masse von Leuten zu mischen. Resultat: total verschwitzt und genervt landeten wir wieder in unserem Hotelzimmer.

 Während unseres Aufenthalts hatten wir das grosse Glück von Minh Chau und Wiltrud herumgeführt zu werden. Minh Chau, selbst Südvietnamese und seine Frau haben es uns ermöglicht die Stadt näher kennen zu lernen.  Dabei besuchten wir eine Reihe wichtiger Sehenswürdigkietn und lokalisierten einige wichtige historische Momente in der Stadt.  Zudem wurden wir in die Vielfalt der tropischen Früchte Vietnams eingeführt, besuchten Märkte und lernten geschickt zu verhandeln.

In Vietnam wimmelt es nur von Tourveranstalter. Und so manch einer Tourist kommt nach einer Tour entnervt und etwas leichter im Geldbeutel zurück. Wir mussten schnell feststellen, dass Ho-Chi-Minh eine touristische Hochburg ist. Von jeder Ecke wurden wir in Versuchung geführt an einer Tour teilzunehmen. Und dann wagten wir es, mit Hilfe von Minh Chau und Wiltrud eine Tagestour zu unternehmen.

Wir liessen die Stadt hinter uns. Es war kurz vor Mittag, als wir Tay Ninh erreichten. Hier konnten wir einer Zeremonie, der im Vietnam in den 20er Jahren gegründeten Cao Dai Religion (offiziell anerkannt) beiwohnen. Weiss gekleidete Männer und Frauen huschten schnell in den Tempel, es war Zeit für die Messe. Wir kamen rechtzeitig um an der Messe teilzunehmen. Als wir in den Tempel hineintraten erblicken wir einen grossen farbenfrohen Raum. Grüne Drachen mit grossen Augen und aufgerissenem Maul, rote Rosen, gelbe Blüten und farbige Bänder verzierten die Wände und Säulen. Grüne und blaue Vorhänge hingen von der Decke hinunter und streckten den Raum umso mehr. Nach und nach versammelten sich immer mehr Gläubige. Alle in weissen Gewänder gehüllt, unterschieden sich die Männer nur durch ihre die gelben, blauen und grünen Kopfbedeckungen. Von den Frauen getrennt, liessen sie sich auf dem kalten Marmorboden nieder. Es ertönte ein leises Klingeln, gefolgt von zierlichen Frauenstimmen, die den Rhytmus angaben. Daraufhin folgten die ersten Gebete. Weitere stimmten mit ein, bis der ganze Raum durch das unverständliche Murmeln gefüllt wurde. In der Hocke siztend und die Hände gefaltet, bückten sich die Menschen im Saal bei bestimmten Gebetspassagen nach vorne und berührten mit ihrer Nase den Boden. Die Messe dauerte ein halbe Stunde. Beim Beobachten der Gesten der Gläubigen stellten wir fest, dass der Caodaismus eine interessante Mischung unterschiedlicher Religionen ist. So falteten sie die Hände wie im Christentum, verneigten sich wie im Islam und bekreuzigen sich wie im Buddhismus  verlassen diese uns unbekannte Welt und ziehen weiter. Die Caodaisten leben abgetrennt von der übrigen Bevölkerung, nach eigenen Regeln.

Der Caodaismus ist eine seit 1926 im Süden Vietnams anerkannte Religion, die sich aus unterschiedlichen religiösen Zugängen speist. So findet man hier Spuren des Buddhismus, des Christentums, des Laozismus, des Hinduismus, des Daoismus und des Konfuzianismus. Cao Dai selbst steht für den Inbegriff Gottes und wird durch “Heilige Auge” symbolisiert”.

Wenn man sich in Ho-Chi-Minh befindet, dann führt eine weitere Reise in die sehr eigene Welt des Mekong Delta. Kokosnuss- und Fruchtinsel, Blumen- und Honiginsel. Unzählige solcher zugegeben etwas kitschigen Namen gibt es im Mekong Delta.  Mit unserem Boot schlängeln wir uns während Stunden durch dieses grüne Labyrinth aus Wasser und Palmenhainen. Es ist Windstill und durch das Dickicht der Palmenblätter erkennen wir nur schwer was sich dahinter abspielt. Ein paar Kinder winken uns zu, hier und da Fischerleute, die ihren mageren Fang des Tages aus den Netzen fischen. Als wir vom Hauptarm des Mekongs nach einer halben Stunde rechts in eine Wasserstrasse einbiegen, waren um uns herum bald nur noch das Grün der Plamen, das Wasser unter uns und der blaue Himmel über uns wahrzunehmen.

Insgesamt zwei Tage verbrachten wir im Mekong Delta, der Süden Vietnams. Bekannt für seine Wasserlandschaften, tropischen Früchte und den “floating Market”. Am frühen Morgen des zweiten Tages sassen wir um 8Uhr in unserem Boot. Der Kapitän schlängelte unser Boot geschickt zwischen den Händeler und Verkäufer vorbei. Auf dem floating Market werden die Früchte, die von den zahlreichen Inseln des Mekong Deltas stammen zum Verkauf angeboten. Es wird gepfeilscht und gehandelt was das Zeug hält. Gegen 10Uhr nimmt die Spannung ab. Die Händler und Verkäufer ziehen mit ihren Waren davon. Die Sonne steigt allmählich und wir machen uns auf zu einer der zahlreichen schattigen Fruchtinseln. Eine seltsame Welt hat sich uns im Mekong Delta gezeigt. Das Leben hier ist Wasser.

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