Neu Delhi – Parallelwelten

Die Ankunft in Delhi war spät am Abend. Wir passierten die Mautkontrolle und Omprakash suchte sich seinen Weg durch das Chaos der Stadt. Wir wurden bereits erwartet: Depak und Salvador standen an einer Kreuzung und lotsten uns durch das allabendliche Chaos Neu Delhis. Hier war unsere Reise mit Omprakash zu Ende und wir betraten eine andere Welt Indiens. Omprakash schlug den Weg nach Hause ein. Eine neue Tour wartete zwei Tage später auf ihn. Wir schlugen den Weg zur Defense Colony – unserer neuen Heimat für eine Woche – ein. Wir merkten schnell, dass Neu Delhi eine Welt für sich ist. Indischer Kitsch gepaart mit dem uns bekanntem Chaos. Welten treffen hier aufeinander, Armut und Reichtum sind spührbar und greifbar. Moderne Shopping Malls reihen sich neben kulturreiche Altbauten, schöne Parkanlagen liegen wie kleine Oasen in der Stadt. Doch lässt das Hinausblicken aus dem Autofenster einen immer wieder erkennen, dass man in Indien ist. Die Armut ist sichtbar, Menschen die auf der Strasse schlafen, Bettler und Baracken die die Gehstege säumen, zeugen davon.

Wieder hatten wir Glück, denn wir liessen uns nieder bei Salvador Cano, einem Arbeitskollegen unseres Vaters nieder. Wärend dieser letzten Woche in Indien genossen wir seine Gastfreundschaft, liessen uns bekochen, beraten und herumkutschieren. Und wir konnten hier die Eindrücke der letzten Wochen ordnen. Am Wochenende entdeckten wir gemeinsam mit Salvador den Lodi-Park, das Indian Gate, Old Delhi, Jama Masjid, Gutub Minar, Humayun’s Tomb, Gurudwara Bangla Sahib (Sikh Temple), Connaught Place, Parlamenthaus und die Gartenanlage. Die Abende bei ihm zu Hause waren gemütlich und voller Leben. Und noch mehr, wir stürtzen uns mit ihm in das Abendleben Neu Delhis. So sassen wir drei Frauen mit ihm in einer Bar und schlürften italienischen Rotwein. An den Tischen vor uns sassen Frauen und Männer, schick gekleidet in entspannter Feierstimmung. Doch konnten wir uns, beim besten Willen nicht entspannen. Die Eindrücke der vergangenen Wochen sassen tief und beschäftigten uns. Zudem schien es absurd, sich an einem solchen Ort der Welt in Feierlaune zu begeben. Und sobald wir das Lokal verliessen, wurde uns wieder bewusst, dass man in Indien nirgens Indien vergessen kann. Dass man hier die Augen und die Ohren nicht verschliessen kann.

Und doch gehört das alles dazu, irgendwie. Delhi ist ein Ort der sichtbaren Unterschiede. Armut und Reichtum werden hier greifbar. Die Unterschiede sind erschreckend und für uns ungewohnt. Doch gehört das alles zu incredible India. Uns wurde bewusst, dass Indien ein hochkomplexes Land ist, mit einem eigenen Gesellschaftscode, mit eigenen Regeln und einem eigenen Funktionieren. Wir Besucher, können die Unterschiede nur schwer verstehen. Zu akzeptieren, dass es diese sichtbaren Ungleichheiten gibt, fällt noch schwerer.

Von hier aus verliessen wir Indien, erstmals und machten uns weiter auf den Weg westwärts, nach Jordanien. Wir sind begeistert von Indien, tragen einen tiefen Respekt für die Menschen und das Land mit und in uns und wollen mehr verstehen, von dem was wir sehen durften. Wir wollen uns an dieser Stelle ganz herzlich bei Salvador Cano bedanken, der uns aufnahm und uns ein Stück Heimat in der Fremde gab. Wir wünschen ihm viel Kraft für die kommenden Jahre in Indien!

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