D – Vietnam

Was schreibt und berichtet man von einem Land das man nicht kennt? Ja die Geschichtsbücher sind voll, Reiseberichte gibt es zur Genüge, Fotos und Reportagen sind zahlreich. Aber sagt das wirklich genug über ein Land aus? Weil wir nicht genau wissen wie und wo wir anfangen sollen, lassen wir das Land selbst den Anfang machen.

Ein vietnamesisches Sprichwort besagt: “Erst indem man einen Berg erklimmt, weiss man wie hoch er ist.”

Für uns ist die Reise durch Vietnam eine Reise durch Parallel-, durch unterschiedliche Emotions-, Genuss- und Erlebniswelten. Vietnam das “Land des Lächelns“, schlängelt sich mit rund 1600 Kilometer entlang des südchinesisches Meeres. Beherbergt kostbare Naturschätze und ist Heimat zahlreicher Tierarten. Die Geschichte Vietnams fasziniert und ist heute fester Bestandteil der kommunistischen Propaganda. Am frühen Samstagmorgen ertönt in Hanoi und Saigon neben dem Gackern der Hühner, sozialistische Propaganda aus allen Lautsprechern, die an jeder Strassenecke angebracht sind. Unverständliche Wortfetzen dringen in unsere Ohren. Wie wir später erfahren erteilt die Stimme “Anleitung zum Guten Verhalten für das Vaterland”. Fleissig und arbeitstüchtig sollten sie sein und die Touristen nicht bedrängen oder gar nerven.

Während wir durch dieses Land reisen, ahnen wir, dass sich hinter dem Lachen der Menschen mehr versteckt als wir auf den ersten Blick erkennen können.

Gebirgsketten und Ebenen, Wüsten und Strände, Schwemmland und Reisfelder bieten eine farbenfrohe und abwechslungsreiche Landschaftskulisse. Kulturell vielfältig ist Vietnam ebenfalls. Insgesamt 54 ethnische Minoritäten leben in noch abgelegenen Bergregionen. Die scheinbare Postkartenidylle Vietnams haben wir hier nicht gefunden. Und auch nicht gesucht. Hektisch, chaotisch und laut haben wir Vietnam erlebt. Armut und Reichtum wechseln, sobald man die urbane gegen ländliche Regionen tauscht. Fast greifbar waren für uns die Unterschiede zwischen Nord und Süd. Nicht nur stiegen die Temperaturen je weiter wir uns Richtung Süden bewegten, auch die Menschen wurden herzlicher und das Lachen breiter.

Aber wie soll man sich auch ein Bild eines Volkes machen , das politisch betrachtet erst seit 1976 zusammen gehört. Die Menschen sich aber selbst als typisch “nordvietnamesisch” respektiv “südvietnamesisch” abstempeln. Obwohl jedes Land solche Unterschiede kennt, werden die charackteristische Merkmale von Nord und Süd im Vietnam durch die  Geschichte unterstützt. Seit 1946 war Vietnam in einen kommunistischen Norden und einen antikommunistoschen Süden geteilt. Unterstützt durch die US-Amerikaner in ihrem Kampf den Kommunismus einzudämmen, standen sich während 30 Jahren (1946 – 1976) der Südvietnam und der durch den Vietcon geleitete Nordvietnam gegenüber. Trennunslinie war der 18. Breitengrad Nord, auf der Höhe der Stadt Hué. Der Krieg endete mit der  Einnahme Saigons Ende April 1975 durch nordvietnamesische Truppen und hatte die Wiedervereinigung des Landes zur Folge, sowie die Umbenennung Saigons in Ho Chi Minh City.

Die Architektur hat uns in diesem Land total überrascht. Der ähnliche Baustyl zieht sich, wie ein roter Faden durchs ganze Land. Denn auch heute noch orientieren sich auch orientieren sich viele Vietnamens am alten französischen Baustyl. Verschnörkelte und farbenfrohen Hausfassaden mit verzierten Balkonen zeugen davon. Alte historische Gebäude sind Sedimente der Geschichte. Paläste nach chinesischer Art und alte Kolonialgebäude schmücken die Städte Vietnams. Von vergangenen Spuren zeugen ebenfalls sprachliche Relikte: Cha Phé (Kaffee), Ô Tô (Auto), Ga (Bahnhof), Beu (Butter) oder Buyt (Bus) stammen aus der Zeit, als Frankreich in Indochina omnipräsent war.

Das Leben ist hart, das ist unverkenntbar. Das Land an ein Urlaubsparadies festzunageln irreführend. Fragil ist der Aufstieg, der immer wieder von der Korruption unterbrochen wird. Und viele Vietnamesen die wir im Gespräch hatten, fragen sich, wo das ganze investierte Geld aus dem Ausland hinfliesst. Hier und da neue Glasbauten schmücken die Städten. Mit dem Bau neuer und moderner Brücken, die die unterschiedlichen Inseln im Mekong Delta miteinander verbindenden sollen, setzen sich ausländische Investoren ein Denkma.

Wir waren Unterwegs während einem Monat, haben touristische und sehr abgelegene Gegenden besucht. Waren unterwegs mit und neben den Vietnamesen. Und haben Bilder in unseren Köpfen die wir nicht so schnell vergessen wollen. Wir haben versucht so gut es ging, unsere Reise und Erfahrungen, Berichte und Erlebnisse in diese paar Rubriken zu quetschen.

Vietnam ist erstmals Passé, aber die Gedanken drehen weiter.

Viel Spass bei der Lektüre!