Beijing – In jeder Hinsicht “sättigend”

Wir sind in China! Das waren so etwa während der ersten 60Minuten nach dem Aufsetzen der 22Uhr Maschine aus der Mongolei, die Gedanken die unsere Köpfe beschäftigte. Und vielmehr noch in Beijing werden wir leben. Genauer in Cao Chang Di, einem kleinen “Dorf” (oder Village; eine Wohneinheit mit rund 22 000 Einwohner) etwas ausserhalb der fünften Ringstrasse.

Cao Chang Di ist aber nicht nur irgendein Viertel; hier wohnt Ai Wei Wei zum Beispiel. Viele moderne Kunstgallerien schmücken die eine Hälfte des Villages, die andere Hälfte setzt sich aus stinknormalen Wohngebäude zusammen. Die ersten Schritte auf chinesischem Terrain erfolgten sodann hier. Der Hunger am ersten Tag trieb uns raus in “unser” Quartier. Ja tatsächlich gab es hier viel Neues. Fertigprodukte in allen Formen und Farben in den kleinen Supermärkte, unbekannte Gerüsche und Geräusche, dampfende Kessel mit uns unerkennbarem Essen. Wir entschieden uns für ein kleines Lokal an einer Ecke. Und wussten sogleich: in China brauchen wir nicht zu hungern! In den kommenden Tagen näherten wir uns der Stadt Beijing. Mit Bus und U-Bahn von Cao Chang Di gut zu erreichen. Die erste Lektion in dieser Millionenstadt: wir sind nicht allein. Die zweite: will man in Beijing etwas aus seinem Tag machen, dann braucht das vor allem gute Organisation.

Diese Stadt ist einfach nur riesig; und ein ganz spezieller Flecken Erde:

Peking oder wie die Chinesen es nennen Beijing (deutsch; Hauptstadt des Nordens) befindet sich am nordwestlichen Rand der nordchinesischen Tiefebene und ist von Bergen (Mongolisches Plateau) umgeben. Die Innenstadt von Peking ohne Vorortgürtel setzt sich aus sechs Stadtbezirken zusammen. Das gesamte Verwaltungsgebiet Pekings zählt jungen Schätzungen nach 20 Millionen Einwohner. Davon sind etwas mehr als die Hälfte registrierte Bewohner mit ständigem Wohnsitz, der Rest besteht aus den sogenannten “migrants”, den temporären Einwohnern die zwischen den ruralen und urbanen Gebieten pendeln und nur zeitweise in der Hauptsadt leben.

Peking stellt das politische Zentrum Chinas dar und besitzt aufgrund der langen Geschichte ein enormes Kulturerbe. Sehenswert sind der Tiananmen-Platz (Platz des Tors des himmlischen Friedens), die Verbotene Stadt  mit dem 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten ehemaligen Kaiserpalast, der neue und alte Sommerpalast und verschiedene Tempel, wie der Himmelstempel oder  der Lamatempel und der Konfuziustempel. Zudem war Peking im Jahr 2008 Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 2008.

Mit einer rund 5000 alten Geschichte ist das chinesische Volk eines der ältesten der Welt. In dieser langen Zeit war Peking nicht immer die Hauptstadt, respektiv trug die Stadt unterschiedliche Namen. So wurde während der Herrschaft von Kublai Khan (1215–1294), dem Begründer der Yuan-Dynastie, Peking unter dem Namen Dadu als Hauptstadt der Yuan geplant.  Die Stadt war von 1264 bis 1368 Hauptresidenz der Mongolen. Zu dieser Zeit herrschte der Enkel des Dschingis Khan über fast ganz Ostasien und die ersten Europäer – unter ihnen auch Marco Polo (1254–1324) – kamen über die Seidenstraße nach Peking.

Im Jahr 1368 wurde die Yuan- von der Ming-Dynastie abgelöst. Die Hauptstadt wurde anschliessend in Nanjing (Südliche Hauptstadt) am Fluss Yangzi errichtet.

Erst im Jahr 1408 wurde die Stadt unter ihrem aktuellen Namen völlig neu erbaut. Kaiser Yongle schuf unter anderem in dieser Zeit die Verbotene Stadt und den Himmelstempel. Im Jahre 1421 ernannte Yongle Peking zur neuen Hauptstadt der Ming-Dynastie. Während der nachfolgenden Qing-Dynastie (1644–1911) wurde die Stadt durch weitere Tempel und Paläste erweitert.

Ihre beste Zeit erlebte die Hauptstadt in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert. In jener Zeit errichteten die Qing nördlich der Stadt den legendären Sommerpalast.  Hier handelt es sich um eine einzigartige Gartenanlage für den Adel mit unzähligen Pavillons, Tempeln und Palastbauten vor der Kulisse einer Landschaft aus künstlich angelegten Seen und Hügeln.

Nach der Gründung der Republik China im Jahre 1912 blieb Peking bis 1928 das politische Zentrum Chinas. Anschliessend richtete Chiang Kai-shek (1887–1975) die Hauptstadt in Nanjing ein. Damals stand Peking unter der Kontrolle rivalisierender Kriegsherren und wurde 1928 wieder in Beiping (Nördlicher Friede) umbenannt, um deutlich zu machen, dass es sich nicht um eine Hauptstadt handelt.

Im Januar 1949 nahmen die Kommunisten Peking ein. Mit der Gründung der Volksrepublik China durch Mao Zedong am 1. Oktober 1949 erklärte die kommunistische Regierung Peking wieder zur Hauptstadt.

Heute ist die Stadt mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert, wobei die wachsende Zuwanderung und das immer stetig zunehmende Bedürfniss an Wohnfläche an erster Stelle stehen.   So haben viele Elemente der modernen Stadtplanungspolitik verheerende Folgen für die Bevölkerung und schaffen mehr Probleme, als sie lösen. Ein großer Teil der traditionellen Hofhäuser (Siheyuan) in den engen Gassen (Hutong)  wurde seit 1949 abgerissen. Ihren Platz nahmen anonyme Neubauten aus Beton mit oftmals unzureichender sanitärer Ausstattung und kaum fließend Wasser ein. So kommt es sehr oft vor, dass die zum Abriss deklarierten Häuser noch schnell renoviert werden um dessen Wert zu erhöhen um so mehr vom Staat zurückzuergattern.

Zudem ist die Luftverschmutzung ein zweites grosses Problem. Verursacht durch alte Fabrikanlagen und den übermässigeVerkehr, der die Stadt an den Rand eines Verkehrskollapses bringt, hat als Folge, dass an manchen Tagen ein Ausgehverbot für Jung und Alt besteht um diese vor Atemwegserkrankungen zu schützen.

Auf seinem Weg in die Moderne hat Peking eine Vorreiterrolle bei der Umgestaltung der Landfläche. In rasantem Tempo  werden Gebäude abgerissen und neue errichtet. So findet man im Stadtzentrum überwiegend moderne Beton- und Glasbauten. Für die armen Bevölkerungsschichten die dortigen Wohnungen zu teuer. Sie werden in die Außenbezirke der Stadt verdrängt.

 Am ersten Wochenende unseres Chinaaufenthaltes hatten wir die Gelegenheit ausserhalb von Peking ein kleines ehemaliges Ming-Dorf zu besuchen. Auf dem Programm stand der Besuch des Dorfes Cuandixia. Hierbei handelt es sich um ein Dorf der Großgemeinde Zhaitang des westlichen Pekinger Stadtbezirks Mentougou. Es wurde während der Ming-Dynastie gegründet und wegen seiner verkehrsgünstigen Lage verdankte es seinen Aufstieg in der Qing-Dynastie. Seit 2006 steht die alte Architektur des auf der Liste der Denkmäler der Volksrepublik China.

Zusammen mit den “Beijing-Hikers” ging es morgens um 8 Uhr los. Vor uns lag eine Strecke von  zweieinhalb Stunden.

Als der Bus die Stadt hinter sich gelassen hat, tauchten nach und nach die ersten kleinen Dörfer auf. Gelegen in kleinen engen Tälern, werden sie von Bächen durchkreuzt und durch steil emporragende Hügel an ihrer Ausdehnung gehindert. Die Bergwände, durchbohrt von engen Tunnels, werden durch hohe Brücken verbunden. An die Bergwand gedrückt, ähnelt der Aufbau von Cuandixia einem stufenförmigen Schema. Dabei befindet sich das Haus des Dorfwohlhabensten auf dem höchsten Punkt des Dorfes. Jedes Haus folgt einer strengen Struktur, wobei mehrere Räume, über zwei bis drei Innenhöfe verbunden sind. Nach aussen ist das Leben innerhalb dieser Höfe und Räume durch Mauern ohne Fenstern abgeschottet.

Nach einer Wanderung durch dieses ländliche Gebiet wurde uns klar wie hart das Leben damals (und heute) sein musste (muss) und inwiefern die Bevölkerung von den natürlichen Ressourcen dieser Region abhängig war (ist).

Beijing – in jeder Hinsicht sättigend: Kultur, Geschichte und Denkmäler, Autos, Busse, Taxis und Motorräder, Menschen, Essen, Waren, Shoppingmalls und Hotels, Strassen, Schilder und bunte Leuchtreklamen. Alles gibt es hier im Überfluss.

Hier geht’s zum Film:

Beijing und Umgebung

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